Артефакт

Kapitel II. Das Substantiv (Hauptwort, Dingwort)

§ 14. Das Substantiv ist eine Wortart, die Dinge im weitesten Sinne des Wortes bezeichnet: der Mensch, die Tochter, das Schaf, der Baum, das Haus, das Wasser, der Friede, die Einheit, Lomonossow, Moskau.

Arten der Substantive

§ 15. Ihrem Inhalt nach werden die Substantive in konkrete und abstrakte eingeteilt.

Die konkreten Substantive (die Konkreta, Sing.: das Konkretum) nennen alle mit den Sinnen wahrnehmbaren Dinge: der Mensch, die Eltern, der Berg, das Eisen, der Rhein u. a.

Zu den Konkreta gehören:

a) Gattungsnamen. Sie bezeichnen eine Gruppe (Gattung) gleichartiger Wesen und Dinge: das Tier, der Fluß, die Karte u. a.;

b) Sammelnamen. Sie fassen eine Mehrheit gleichartiger Dinge zusammen: das Gebirge, das Vieh, der Kehricht, das Gemüse, die Kleidung, die Wäsche u. a.;

c) Stoffnamen. Sie bezeichnen eine Stoffmasse; jeder kleinste Teil wird ebenso bezeichnet wie das Ganze: (das) Gold, (das) Holz, (die) Milch, (der) Wein u. a.

Die Stoffnamen werden hauptsächlich im Singular gebraucht. Im Plural werden sie zu Sortenbezeichnungen und stehen dann den Gattungsnamen nahet ätherische Öle, verschiedene Weine, schwere Gase.

Viele Stoffnamen umschreiben den Plural mit „-sorten“ und „-arten“: billige Fleischsorten, neue Getreidearten;

d) Eigennamen. Sie bezeichnen ein bestimmtes Einzelnes. Dazu gehören Personennamen, geographische und andere Eigennamen: Alexander, Bredel, Leningrad, die Elbe, das Schwarze Meer, die „Prawda“ u. a.

§ 16. Die abstrakten Substantive (die Abstrakte, Sing.: das Abstraktum) bezeichnen Eigenschaften (die Stärke, der Mut), Vorgänge (die Arbeit, der Abschied, das Gehen), Gefühle (das Mitleid, der Zorn), Zustände (der Schlaf, das Warten) u. a.

Meist bezeichnen die Abstrakta sinnlich nicht Wahrnehmbares; ihr Inhalt kann nur durch das Denken erfaßt werden.

Die Grenze zwischen den abstrakten und den konkreten Substantiven ist nicht immer genau zu bestimmen, denn viele Substantive haben sowohl abstrakte als auch konkrete Bedeutung: die Arbeit, der Gang, der Lauf, das Spiel, die Regierung, der Zug u. a.

§ 17. Ihrem Bedeutungsinhalt nach kann man die Substantive auch einteilen in: 1) Substantive, die Lebewesen bezeichnen: der Lehrer, das Kind, der Wolf, die Schwalbe, die Katze; 2) Substantive, die unbelebte Dinge bezeichnen: der Tisch, die Arbeit, das Werk, der Plan, die Freude.

Außerdem lassen sich alle Substantive ihrem Sinn nach einteilen in: 1) Substantive, die zählbare Begriffe bezeichnen. Solche Substantive werden sowohl im Singular als auch im Plural gebraucht, d. h. sie sind in der Mehrzahl vorhanden und können daher auch gezählt werden. Hierzu gehören die meisten Gattungsnamen: der Staat — die Staaten, das Tier — die Tiere, die Mutter — die Mütter, die Tat — die Taten u. a. 2) Substantive, die unzählbare Begriffe bezeichnen. Solche Substantive haben nur den Singular. Hierzu gehören die Eigennamen (Personennamen und geographische Bezeichnungen), die Stoffnamen, die abstrakten Begriffe sowie die Gattungsnamen, welche einen Begriff bezeichnen, der nur in der Einzahl existiert: die Sonne (in unserem Sonnensystem gibt es nur eine Sonne), der Himmel, der Nordpol, die Natur, der Äquator, der Horizont u. a. Diese Einteilung der Substantive ist für den Gebrauch des Artikels von großer Bedeutung (s. § 61).

Die grammatischen Kategorien des Substantivs

Das Substantiv hat folgende grammatische Kategorien: 1) das grammatische Geschlecht, 2) die Zahl, 3) den Kasus.

Das grammatische Geschlecht der Substantive

§ 18. Man unterscheidet beim Substantiv drei grammatische Geschlechter: Maskulinum (männliches Geschlecht), Femininum (weibliches Geschlecht), Neutrum (sächliches Geschlecht).

Anmerkung. Im Sprachgebrauch der Grammatik bezeichnet der Ausdruck „Maskulinum“ ein Substantiv männlichen Geschlechts, „Femininum“ und „Neutrum“ ein Substantiv weiblichen bzw. sächlichen Geschlechts.

Eine große Anzahl von Substantiven (meist einsilbige Wörter) weisen keine Merkmale des grammatischen Geschlechts auf: der Tisch, der Baum, der Apfel, der Fuß, der Eimer, der Garten; die Uhr, die Stirn, die Feder, die Insel; das Heft, das Jahr, das Dach, das Fenster, das Mittel, das Zeichen u. a. m. Bei vielen Substantiven dagegen kann das Geschlecht ihrer Bedeutung oder ihrer Form nach bestimmt werden.

§ 19. Männlichen Geschlechts sind folgende Substantive:

A. Der Bedeutung nach: 1) die meisten Benennungen von Lebewesen männlichen Geschlechts: der Mann, der Knabe, der Sohn, der Vater, der Löwe, der Bär, der Fuchs, der Hund; 2) die Benennungen der vier Himmelsrichtungen: der Norden, der Süden, der Osten, der Westen; 3) die Benennungen der Jahreszeiten, Monate, Wochentage: der Sommer, der Winter, der Januar, der Mai, der Oktober; der Montag, der Mittwoch; 4) die meisten Benennungen von Bergen. der Harz, der Ural, der Kaukasus, der Brocken, der Elbrus.

B. Der Form nach: 1) Substantive (Benennungen von Lebewesen) mit den Suffixen: -er, -ler, -ner: der Fischer, der Bohrer, der Moskauer, der Tischler, der Redner, der Afrikaner; 2) Substantive mit dem Suffix -ling: der Feigling, der Findling, der Fremdling, der Frühling, der Häftling, der Lehrling u. a.; 3) die meisten Substantive, die affixlos von Verben abgeleitet sind: z. B. der Fall, der Gang, der Sieg, der Schlaf, der Schnitt, der Sprung, der Verstand, der Auftrag u. a.; aber: die Tat, das Lob, das Lied, das Band, das Maß, das Spiel, das Verbot; 4) Fremdwörter mit den Suffixen -ismus: der Kommunismus, der Marxismus und -us: der Kursus, der Kasus; 5) Fremdwörter und internationale Wörter (Benennungen von Lebewesen) mit folgendem Suffix bzw. folgender Endsilbe -ent: der Dozent, der Student; -ant: der Aspirant, der Laborant; -at: der Advokat, der Kandidat; -it: der Bandit, der Jesuit; -ot: der Patriot, der Pilot; -et: der Poet, der Athlet; -ist: der Kommunist, der Sozialist; -og(e): der Philolog(e), der Pädagog(e); -graph: der Photograph(Fotograf), der Biograph; -ier: der Pionier, der Offizier; -eur: der Redakteur, der Ingenieur; -ar: der Notar, der Bibliothekar; -är: der Sekretär, der Militär; -al: der Admiral, der General; -or: der Doktor, der Professor.

§ 20. Weiblichen Geschlechts sind folgende Substantive:

A. Der Bedeutung nach: 1) die meisten Benennungen von Lebewesen weiblichen Geschlechts: die Frau, die Mutter, die Tochter, die Kuh, die Katze, die Stute, die Ziege (Ausnahmen: das Weib, das Fräulein, das Mädchen, das Schaf, das Huhn); 2) die Benennungen von Bäumen, Blumen, Obst: die Birke, die Eiche, die Pappel, die Tanne u. a. (Ausnahmen: der Ahorn, der Lorbeer); die Aster, die Lilie, die Nelke, die Rose, die Tulpe u. a. (Ausnahmen: der Mohn, der Phlox, der Enzian); die Birne, die Kirsche, die Pflaume, die Banane, die Zitrone u. a. (Ausnahmen: der Apfel, der Pfirsich, der Kürbis); 3) die Benennungen der deutschen Flüsse: die Elbe, die Oder, die Spree, die Weser u. a. (Ausnahmen: der Main, der Neckar, der Rhein). Russische Flußnamen haben meist das Geschlecht, das ihnen in der russischen Sprache eigen ist.

B. Der Form nach: 1) Substantive mit den Suffixen: -in (Benennungen von weiblichen Lebewesen): die Arbeiterin, die Löwin; -ung: die Regierung, die Zeitung; -heit: die Freiheit, die Schönheit; -keit: die Brüderlichkeit, die Einigkeit; -schaft: die Freundschaft, die Gesellschaft; -ei: die Malerei, die Wäscherei; auch die Ländernamen: die Mongolei, die Tschechoslowakei, die Türkei; 2) Substantive mit den Suffixen -e und -t (von Adjektiven und Verben mit dem Suffix -e und von Verben mit dem Suffix -t abgeleitet): -e: die Frage, die Gabe, die Größe, die Höhe, die Länge, die Liebe, die Sprache u. a.; -t: die Fahrt, die Flucht, die Schlacht u. a.; 3) substantivierte Numeralien: die Eins, die Fünf u. a.; 4) Fremdwörter mit den Suffixen -ie: die Partie, die Melodie; -(i)tät: die Fakultät, die Universität; -tion: die Deklination, die Revolution; -ik: die Grammatik, die Fabrik; -ur: die Kultur, die Natur.

Anmerkung. In manchen Wörtern mit den Suffixen -ie und -ik fällt die Betonung auf das Suffix, in anderen auf den Stamm, vgl.: die Melo´die, die Par´tie, die Poli´tik, die Repu´blik; die ´Linie, die Ko´mödie, die ´Plastik, die Pho´netik.

§ 21. Sächlichen Geschlechts sind folgende Substantive:

A. Der Bedeutung nach: 1) die Benennungen von jungen Wesen: das Kind, das Kalb, das Lamm, das Ferkel, das Füllen; 2) die Benennungen von Erdteilen, Ländern, Ortschaften, Städten, Inseln und Halbinseln (diese Eigennamen stehen nur dann mit dem Artikel, wenn sie mit einem Attribut gebraucht werden (s. auch § 49): das heiße Afrika; das freie China; das schöne Moskau, das heldenhafte Leningrad; das sonnige Sizilien; das südliche Florida (Ausnahmen: die Arktis, die Antarktis; der Irak (auch: Irak), der Iran (auch: Iran), die Schweiz, die Sowjetunion, die Ukraine; der Haag, die Krim, der Kaukasus, die Normandie, die Pfalz; 3) die Benennungen von Metallen: das Blei, das Eisen, das Gold, das Kupfer, das Silber, das Zinn. (Ausnahme: der Stahl.)

B. Der Form nach: 1) substantivierte Infinitive: das Leben, das Schreiben, das Übersetzen; 2) substantivierte Adjektive und Partizipien, wenn sie abstrakte Begriffe oder (seltener) Dinge bezeichnen: das Äußere, das Alte, das Erlebte, das Geforderte, das Geschriebene; das Grün, das Blau, das Deutsch; aber: die Elektrische (Straßenbahn), die Rechte, die Linke (Hand);

Anmerkung. Wenn die substantivierten Adjektive und Partizipien Personen bezeichnen, so sind sie männlichen oder weiblichen Geschlechts: der, die Kranke; der, die Alte; der, die Verwundete; der, die Reisende; aber: das Kleine (Kind), Kleines, das Junge (Tierjunge), ein Junges.

3) andere substantivierte Wortarten (Adverbien, Konjunktionen, Präpositionen, Interjektionen), Buchstaben u. a. m.: das Heute, das Aber, das Für, das Ach, das A;

4) Substantive mit den Verkleinerungssuffixen -chen: das Häuschen, das Veilchen, das Mädchen; -lein: das Büchlein, das Tischlein, das Männlein, das Fräulein;

5) die meisten Substantive mit den Suffixen -sal (-sel): das Schicksal, das Rätsel, das Überbleibsel; -nis: das Ereignis, das Gefängnis, das Zeugnis; aber: die Finsternis, die Erlaubnis, die Kenntnis, die Wildnis, die Fäulnis, die Besorgnis; -turn: das Altertum, das Bürgertum, das Eigentum; aber: der Irrtum, der Reichtum;

6) Substantive mit dem Präfix ge- (und manchmal mit dem Suffix -e): das Gebäude, das Gebirge, das Geflügel, das Gestirn, das Getränk, das Geräusch u. a. m. (Ausnahmen: der Gebrauch, der Gehalt, der Geschmack, der Geruch, der Gesang, die Gewalt);

7) Fremdwörter mit dem Suffix -(i)um: das Jubiläum, das Laboratorium, das Museum, das Studium u. a. m.

§ 22. Manche Substantive (meist Fremdwörter) schwanken im Geschlecht bei gleicher Bedeutung: der oder das Bereich, Filter, Katheder, Keks, Knäuel, Liter, Meter, Spind, Sims; der Zierat (Pl.: Zierate) oder die Zierat (Pl.: Zieraten); der oder die Muskel (Pl.: Muskeln); der, die oder das Dschungel (Pl.: Dschungeln).

Mehrere Substantive haben Doppelformen: die Backe — der Backen, die Quelle — der Quell, die Ritze — der Ritz, die Scherbe — der Scherben.

§ 23. Manche gleichlautenden Substantive haben bei verschiedenem Geschlecht verschiedene Bedeutung (meist auch verschiedene Pluralformen):

SingularPlural
das Band (zum Binden)die Bänder
der Band (Buch) die Bände
das Band (der Liebe, der Freundschaft; Fessel) die Bande
der Bauer (Landmann) die Bauern
das Bauer (Käfig) die Bauer
der Erbe (der Erbende) die Erben
das Erbe (Erbteil) ohne Pl.
der Flur (Hausflur) die Flure
die Flur (Wiese, Feld) die Fluren
der Gehalt (Inhalt) die Gehalte
das Gehalt (Lohn) die Gehälter
der Gummi (Radiergummi) die Gummis
das Gummi (Stoff) ohne Pl.
der Hut (Kopfbedeckung) die Hüte
die Hut (Schutz) ohne Pl.
der Kiefer (Kinnbacken) die Kiefer
die Kiefer (Baumart) die Kiefern
der Kunde (Käufer) die Kunden
die Kunde (Nachricht) die Kunden
der Leiter (der Leitende) die Leiter
die Leiter (zum Hinaufsteigen) die Leitern
der Moment (Augenblick) die Momente
das Moment (Umstand) die Momente
der Otter (Wassertier) die Otter
die Otter (Schlange) die Ottern
der Reis (Getreideart) ohne Pl.
das Reis (Zweig) die Reiser
der Schild (Schutzwaffe) die Schilde
das Schild (Aushängeschild) die Schilder
der See (Landsee) die Seen
die See (Meer) die Seen
das Steuer (Lenkvorrichtung) die Steuer
die Steuer (Abgabe) die Steuern
der Tau (Wassertropfen) ohne Pl.
das Tau (Seil) die Taue
der Tor (Narr) die Toren
das Tor (Einfahrt) die Tore
der Verdienst (Lohn) die Verdienste
das Verdienst (das man sich erwirbt) die Verdienste
die Wehr (Befestigung) die Wehren
das Wehr (Staudamm) die Wehre

§ 24. Das Geschlecht der zusammengesetzten Substantive.

Die zusammengesetzten Substantive bestehen meist aus zwei Teilen: der erste Teil heißt Bestimmungswort, der zweite Grundwort: Dorf-straße, Klassen-kampf, Eß-löffel, Leicht-athlet.

Das grammatische Geschlecht der zusammengesetzten Substantive wird nach dem Geschlecht des Grundwortes bestimmt: die Wörter + das Buch = das Wörterbuch; das Land + die Karte = die Landkarte; die Arbeit + der Tag = der Arbeitstag.

Zusammensetzungen mit dem Grundwort -teil sind teils männlichen, teils sächlichen Geschlechts: der Anteil, der Bestandteil, der Erdteil, der Körperteil, der Nachteil, der Redeteil, der Stadtteil, der Vorteil; das Erbteil, das Hinterteil, das Gegenteil, das Vorderteil.

Merke: das Gift — die Mitgift.

Die Zahl (der Numerus, Pl.: die Numeri)

§ 25. Die deutsche Sprache kennt den Singular (die Einzahl) und den Plural (die Mehrzahl).

Die meisten Substantive werden sowohl im Singular als auch im Plural gebraucht. Manche jedoch stehen dem Sinne nach nur im Singular, andere nur im Plural. Keine Pluralformhaben die Stoffnamen und die Abstrakta: die Milch, das Silber, die Kälte, der Fleiß, das Gehen; man nennt sie Singulariatantum (vgl. mit den russischen Wörtern молоко, серебро, холод, прилежание, ходьба, die auch Singulariatantum sind). Substantive, die nur im Plural gebraucht werden, nennt man Pluraliatantum: die Eltern, die Ferien, die Geschwister, die Leute, die Masern, die Pocken, die Trümmer u. a. m.

Anmerkung. Die deutschen Pluraliatantum entsprechen nicht immer den Pluraliatantum im Russischen, vgl.: die Eltern — родители, die Leute — люди, die Ferien — каникулы; aber: die Masern — корь, die Pocken — оспа; часы — die Uhr (Pl.: die Uhren), сани — der Schlitten (Pl.: die Schlitten), очки — die Brille (Pl.: die Brillen) u. a. m.

Die Pluralbildung der Substantive

§ 26. Die meisten deutschen Substantive erhalten im Plural ein grammatisches Merkmal der Mehrzahl — das Pluralsuffix, welches in allen Kasusformen des Substantivs auftritt. Dadurch unterscheidet sich ein Pluralsuffix von einer Kasusendung, denn letztere wechselt von Kasus zu Kasus oder bleibt auch ganz aus. Vgl.:

Singular
Nom.der Tag-das Land-die Hand
Gen.des Tag-esdes Land-esder Hand
Dat.dem Tag-(e) dem Land-(e) der Hand
Akk.den Tag-das Land-die Hand

 

Plural
die Tag-eLänd-erHänd-e
der Tag-eLänd-erHänd-e
den Tag-e-nLänd-er-nHänd-e-n
die Tag-eLänd-erHänd-e

Im Deutschen gibt es vier Arten der Pluralbildung:

1. mit dem Suffix -e (mit bzw. ohne Umlaut);
2. mit dem Suffix -e(n) (ohne Umlaut);
3. mit dem Suffix -er (mit Umlaut);
4. ohne Pluralsuffix (mit bzw. ohne Umlaut)

§ 27. Das Suffix -e (mit bzw. ohne Umlaut) ist für die Maskulina typisch: der Stuhl — die Stühle, der Stock — die Stöcke, der Schrank — die Schränke; der Tag — die Tage, der Abend — die Abende, der Hund — die Hunde, der Monat — die Monate u. a. m.

Das Suffix -e (ohne Umlaut) erhalten folgende Fremdwörter und internationale Wörter männlichen Geschlechts: a) Wörter mit der betonten Endsilbe -ier: Pionier, Passagier, Offizier, -eur: Ingenieur, Friseur, Kommandeur, -ar: Jubilar, Bibliothekar, Kommissar; -är: Sekretär, Milizionär, Revolutionär; -al: Admiral, General (auch Generäle); b) die Wörter: der Dekan, Major, Leutnant (auch Leutnants), Spion, Charakter, Katalog, Monolog, Dialog, Epilog, Apparat, Moment, Dialekt, Vokal.

Das Suffix -e (mit Umlaut) erhalten folgende Fremdwörter männlichen Geschlechts: der Marschall — die Marschälle, der Palast — die Paläste, der Kanal — die Kanäle, der Paß — die Pässe, der Ton — die Töne, der Chor — die Chöre.

Das Suffix -e (ohne Umlaut) erhalten viele Neutra (meist einsilbige): das Ding — die Dinge, auch das Heft, das Jahr, das Meer, das Schiff, das Gedicht, das Gesetz u. a.; aber: das Floß — die Flöße.

Merke: die Neutra auf -nis verdoppeln das s im Plural: das Gefängnis — die Gefängnisse, das Ereignis — die Ereignisse.

Das Suffix -e (ohne Umlaut) erhalten die meisten Fremdwörter und internationalen Wörter sächlichen Geschlechts: das Dokument — die Dokumente, das Diktat — die Diktate, das Diplom, das Institut, das Problem, das Exemplar, das Projekt, das Telegramm, das Metall, das Modell, das Attribut, das Prädikat, das Objekt, das Subjekt, das Adjektiv, das Substantiv u. a.

Das Suffix -e (mit Umlaut) erhalten folgende einsilbige Feminina: die Bank — die Bänke, auch die Angst, die Axt, die Braut, die Brust, die Faust, die Frucht, die Gans, die Gruft, die Hand, die Haut, die Kraft, die Kluft, die Kuh, die Kunst, die Laus, die Luft, die Lust, die Macht, die Magd, die Maus, die Nacht, die Naht, die Not, die Nuß, die Sau, die Schnur, die Stadt, die Wand, die Wurst, die Zunft.

Das Suffix -e (ohne Umlaut) erhalten die Feminina auf -nis, auch sie verdoppeln das s im Plural: die Kenntnis — die Kenntnisse, die Besorgnis — die Besorgnisse.

§ 28Das Suffix -(e) ist für die Feminina typisch: die Zeitung — die Zeitungen, die Tafel — die Tafeln, die Schwester — die Schwestern, die Uhr — die Uhren, die Tat — die Taten u. a. m.

Merke: 1. Das Suffix -n erhalten die Feminina auf -e, -er, -el.

2. Die Feminina auf -in verdoppeln das n im Plural: die Lehrerin — die Lehrerinnen.

Das Suffix -en erhalten alle Fremdwörter und internationalen Wörter weiblichen Geschlechts: die Universität — die Universitäten, die Nation — die Nationen, die Partei — die Parteien, die Republik — die Republiken, die Linie — die Linien u. a. m.

Das Suffix -(e)n erhalten auch:

1. alle Maskulina der schwachen Deklination (auch die Fremdwörter und die internationalen Wörter, s. § 36): der Hase — die Hasen, der Held — die Helden, der Herr — die Herren; der Student — die Studenten; der Laborant — die Laboranten, der Pilot — die Piloten, der Kommunist — die Kommunisten, der Philolog(e) — die Philologen, der Ungardie Ungarn, der Kamerad — die Kameraden, der Architekt — die Architekten, der Planet — die Planeten.

2. folgende Maskulina: der Dorn — die Dornen, der Lorbeer — die Lorbeeren, der Mast — die Masten, der Nachbardie Nachbarn, der Schmerz — die Schmerzen, der See — die Seen, der Staat — die Staaten, der Stachel — die Stacheln, der Strahl — die Strahlen, der Vetter — die Vettern;

3. folgende Maskulina mit der Genitivendung -(e)ns im Singular: der Buchstabe — die Buchstaben, der Fels — die Felsen, der Funke — die Funken, der Gedanke — die Gedanken, der Name — die Namen, der Same — die Samen.

4. folgende Fremdwörter der starken Deklination: der Nerv — die Nerven, der Muskel — die Muskeln; auch die Fremdwörter auf -or (im Plural wird diese Silbe betont): der ´Doktor — die Dok´toren, der ´Traktor — die Trak´toren u. a. m.

Das Suffix -(e)n erhalten folgende Neutra: das Auge — die Augen, auch das Bett, das Hemd, das Ende, das Herz, das Ohr, folgende Fremdwörter sächlichen Geschlechts: das Insekt — die Insekten, auch das Interesse, das Juwel, das Statut, das Verb.

§ 29. Das Suffix -er (mit Umlaut) ist für die Neutra typisch: das Buch — die Bücher, das Ei — die Eier, das Tal — die Täler, das Volk — die Völker, das Geschlecht — die Geschlechter u. a. m. Auch zwei Fremdwörter sächlichen Geschlechts erhalten das Suffix -er: das Regiment — die Regimenter, das Hospital — die Hospitäler (auch Hospitale).

Das Suffix -er (mit Umlaut) erhalten folgende Maskulina: der Mann — die Männer, auch der Geist, der Gott, der Leib, der Mund, der Rand, der Strauch, der Vormund, der Wald, der Wurm, der Irrtum, der Reichtum.

§ 30Kein Pluralsuffix, (mit bzw. ohne Umlaut) haben die Maskulina auf -er, -el, -en: der Vater — die Väter, der Apfel — die Äpfel, der Garten — die Gärten; der Adler — die Adler, der Hobel — die Hobel, der Balken — die Balken.

Weder Suffix noch Umlaut haben im Plural die Neutra auf -er, -el, -en, -chen, -lein und auf -e mit dem Präfix ge-: das Messer — die Messer, das Mittel — die Mittel, das Zeichen — die Zeichen, das Mädchen — die Mädchen, das Büchlein — die Büchlein, das Gebäude — die Gebäude u. a. (Ausnähme: das Kloster — die Klöster).

Kein Suffix (aber den Umlaut) erhalten zwei Feminina: die Mutter — die Mütter, die Tochter — die Töchter.

§ 31. Besondere Pluralformen. Manche Substantive erhalten im Plural das Suffix -s. Das sind:

1. mehrere Fremdwörter männlichen und sächlichen Geschlechts (meist französischen Ursprungs): der Chef — die Chefs, der Park — die Parks (auch Parke), der Leutnant — die Leutnants (auch Leutnante), der Klub — die Klubs, der Militär — die Militärs, der Tank — die Tanks; das Cafe — die Cafes, das Auto — die Autos, das Hotel — die Hotels, das Kino — die Kinos, das Komitee — die Komitees, das Komma — die Kommas (auch die Kommata) u. a.;

2. manche Buchstabenwörter sowie manche substantivierten Wörter und Buchstaben: die MGs, die Flaks, die Abers, die Achs, die Warums, die Bs.

Hier im Stall stehen noch unsere beiden schweren MGs. (E. Weinert)

„Ja, warum nicht?“ sagt Wernicke. „Das frage ich mich auch oft. Warum operiert man Kranke, von denen man weiß, daß die Operation doch nicht helfen wird? Wollen wir eine Liste der Warums aufstellen?...“ (E. M. Remarque)

Und er blieb bei einem Wandspiegel stehen, der sich, dem Druck auf eine Feder gehorchend, beiseite schob und überraschend den Blick auf eine enge Wendeltreppe mit fein durchbrochenem Geländer freigab... Es gab Aha´s und Oho´s. (Th. Mann)

3. Eigennamen, besonders Personennamen, wenn die Familie gemeint ist: „Buddenbrooks“ von Thomas Mann;

Linsers und Kegels sind seit zehn Jahren Nachbarn Wand an Wand. (K. Grünberg)

Die Marnets verkauften gewöhnlich unregelmäßig auf einem Straßenmarkt in Höchst. (A. Seghers)

Es gibt ja wohl unter diesem Dach noch ein paar Hermanns mehr. (A. Seghers)

Solche geplagten Liesels, an alle Unbill gewöhnt, haben meistens Mut. (A. Seghers)

4. Wörter niederdeutscher Herkunft (auch die hochdeutsche Pluralform auf -e ist gleichberechtigt): das Wrack — die Wracks (Wracke), das Dock — die Docks (Docke), der Knick — die Knicks (Knicke);

5. einige Personenbezeichnungen, auch in der Verkleinerungsform (nur im umgangssprachlichen Gebrauch): der Junge — die Jungens (Jungen), das Mädel — die Mädels (Mädel), das Fräulein — die Fräuleins (Fräulein), der Kerl — die Kerls (Kerle), der Bengel — die Bengels (Bengel), der Kumpel — die Kumpels (Kumpel); die Mutti — die Muttis, der Vati — die Vatis.

Vom Rathausmarkt herauf zieht ein Trupp Jungens und Mädels des Jugendbundes... (W. Bredel)

Nein, sein Geschmack waren solche hundsmageren, hocharistokratischen Fräuleins nicht... (L. Feuchtwanger)

Die Bengels hören alles!“ (W. Bredel)

Manche Fremdwörter und internationale Wörter sächlichen Geschlechts auf -a, -um bzw. -ium verlieren im Plural das -a bzw. -um und bekommen das Suffix -en: das Drama — die Dramen, das Thema — die Themen (auch Themata), das Dogma — die Dogmen; das Datum — die Daten; das Auditorium — die Auditorien u. a.

Folgende Fremdwörter und internationale Wörter sächlichen Geschlechts erhalten das Pluralsuffix -ien: das Adverb — die Adverbien, das Adverbial(e) — die Adverbialien, das Kapital — die Kapitalien, das Material — die Materialien, das Mineral — die Mineralien, das Partizip — die Partizipien, das Prinzip — die Prinzipien.

Die mit -mann zusammengesetzten Substantive bekommen im Plural -leute bzw. -männer. Berufsbezeichnungen bilden den Plural meist auf -leute: der Bergmann — die Bergleute, der Seemann — die Seeleute, der Kaufmann — die Kaufleute; auch: der Landsmann — die Landsleute, der Fachmann — die Fachleute. Andere Substantive bilden den Plural auf -männer: der Schneemann — die Schneemänner, der Staatsmann — die Staatsmänner, der Strohmann — die Strohmänner, der Ehemann — die Ehemänner (aber: die Eheleute = Ehemann und Ehefrau).

Manche Substantive bilden ihren Plural mit Umschreibung durch andere stammverwandte Wörter: der Betrug — die Betrügereien, der Rat — die Ratschläge, der Streit — die Streitigkeiten, der Schmuck — die Schmucksachen, der Stock — die Stockwerke; das Lob — die Lobsprüche, das Versprechen — die Versprechungen; das Bestreben — die Bestrebungen.

Merke die Pluralformen folgender Fremdwörter: der Typus — die Typen, der Kasus — die Kasus, der Kursus — die Kurse, der Modus — die Modi, das Stadion — die Stadien, das Studio — die Studien, das Genus — die Genera, das Tempus — die Tempora, das Klima — die Klimata, das Theater — die Theater.

Männliche und sächliche Maß- und Mengenbezeichnungen, in Verbindung mit Zahlenangaben gebraucht, stehen im Singular: zwei Glas Wasser, vier Sack Mehl, fünf Grad Wärme, drei Paar Schuhe, zwei Stück Brot; aber: fünf Flaschen Wein, zwei Tassen Tee, drei Millionen Einwohner, vier Portionen Fleisch.

Das Maskulinum „der Mann“ kennt neben der Pluralform „Männer“ noch die alte suffixlose Form „Mann“; sie wird nach Zahlenangaben gebraucht.

Die Preußen allein sollten siebzigtausend Mann stark sein. (W. Bredel)

§ 32. Die Pluralformen der gleichlautenden Substantive und die doppelten Pluralformen. Es gibt im Deutschen gleichlautende Substantive ein und desselben Geschlechts, die verschiedene Bedeutung und entsprechend verschiedene Pluralformen haben. Das sind:

SingularPlural
das Band (zum Binden)die Bänder
das Band (der Liebe, Freundschaft; Fesseln) die Bande
die Bank (zum Sitzen) die Bänke
die Bank (Geldinstitut) die Banken
das Ding (Gegenstand) die Dinge
das Ding (Umgangssprache: kleiner Gegenstand; scherzhaft auch junges Wesen) die Dinger
das Gesicht (Antlitz) die Gesichter
das Gesicht (Erscheinung) die Gesichte
das Licht (Kerze) die Lichte
das Licht (Flamme, Lichtquelle) die Lichter
der Manndie Männer
der Mann (Vasall) die Mannen
der Rat (Amtsperson) die Räte
der Rat (Ratschlag) die Ratschläge
der Stock (Stab) die Stöcke
der Stock (Stockwerk) die Stockwerke
der Strauß (Vogel) die Strauße
der Strauß (Blumenstrauß oder Kampf) die Sträuße
das Tuch (fertige Ware: Handtuch, Taschentuch usw.) die Tücher
das Tuch (Stoffart) die Tuche
das Wort (einzeln genommen) die Wörter
das Wort (zusammenhängende Rede) die Worte

Einige Substantive haben eine doppelte Pluralform (ohne Bedeutungsunterschied). Das sind: der Fleck — die Flecke, die Flecken; der Pantoffel — die Pantoffel, die Pantoffeln; der Stiefel — die Stiefel, die Stiefeln; das Denkmal — die Denkmäler, die Denkmale.

Pluralbildung der Substantive

Grammatisches Geschlecht/Pluralsuffix Maskulina Feminina Neutra
-e mit oder ohne Umlaut

typisch
1. mit Umlaut: einsilbige Substantive: Axt, Bank, Faust, Frucht, Gans, Hand, Kraft, Kuh, Kunst, Laus, Magd, Macht, Maus, Nacht, Naht, Nuß, Schnur, Stadt, Wand, Wurst u. a. 2. ohne Umlaut: die Substantive auf -nisohne Umlaut: viele Substantive: Jahr, Beispiel, Gedicht, Haar, Schiff, Roß, Schaf, Stück, Tier, Werk, Institut, Dokument u. a.; die Substantive auf -nis
(-e)n ohne Umlaut1. alle Substantive der schwachen Deklination 2. Substantive mit der Genitivendung -(e)ns im Sing. 3. Substantive auf -or 4. Dorn, Lorbeer, Mast, Nachbar, Schmerz, See, Staat, Stachel, Strahl, Vetter, Muskel, Nerv, PantoffeltypischAuge, Bett, Ende, Hemd, Ohr, Herz, Insekt, Interesse, Verb, Juwel, Statut
-er mit UmlautGeist, Gott, Leib, Mann, Mund, Rand, Strauch, Vormund, Wald, Wurm, Irrtum, Reichtumtypisch
ohne Suffixmit oder ohne Umlaut: Substantive auf -er, -el, -enmit Umlaut: Mutter, Tochterohne Umlaut: Substantive auf -er, -el, -en, -eben, -lein und auf -e mit dem Präfix ge-
-s ohne UmlautChef, Klub, Militär, Park, Streik u. a. Auto, Cafe, Kino, Komitee, Komma, Sofa u. a.

Der Kasus

§ 33. Der Kasus ist die besondere Form eines deklinierbaren Wortes, durch die im Satz die Beziehung zu anderen Wörtern ausgedrückt wird.

Man unterscheidet im Deutschen 4 Kasus (Fälle): den Nominativ (1. Fall, Werfall, Nennfall; Frage: wer oder was?); den Genetiv (2. Fall, Wesfall, Besitzfall; Frage wessen?); den Dativ (3. Fall, Wemfall, Zweckfall; Frage: wem?); den Akkusativ (4. Fall, Wenfall, Zielfall; Frage: wen oder was?).

Manche Sprachen kennen mehr Fälle als die deutsche (in der russischen gibt es 6 Fälle).

Jeder Kasus hat seine Bedeutung, seine Form und seine Funktion im Satz. Der Kasus wird ausgedrückt durch die Kasusendungen und den Artikel. Der Artikel spielt dabei die wichtigere Rolle, denn die Zahl der Kasusendungen ist gering, und nicht jeder Kasus hat eine Endung.

Die Veränderung eines deklinierbaren Wortes nach den vier Fällen nennt man Deklination (Fallbeugung).

Die Deklination

§ 34. Man unterscheidet im Deutschen drei Arten der Deklination: die starke (oder die s-Deklination), die schwache (oder die n-Deklination) und die Deklination der Feminina. Die Deklinationsarten werden nach dem Singular bestimmt. Im Plural werden alle Substantive gleich dekliniert: sie erhalten im Dativ die Endung -n außer den Substantiven mit dem Plural auf -s (s. § 31).

Deklinationstabelle

Kasus Plural
Nom.die TischeLänderWändeKlubs
Gen.der TischeLänderWändeKlubs
Dat.den Tische-nLänder-nWände-nKlubs
Akk.die TischeLänderWändeKlubs

Anmerkung. Zum Unterschied von der deutschen Sprache erfassen die vier Deklinationsarten im Russischen beide Zahlen, vgl.:

1-е склонение   2-е склонение
ед. ч. им. п. дом, берег ед. ч. им. п. стена, голова
мн. ч. им. п. дома, берега мн. ч. им. п. стены, головы
род. п. домов, берегов род. п. стен, голов
дат. п. домам, берегам дат. п. стенам, головам

§ 35. Die starke Deklination. Das Kennzeichen der starken Deklination ist die Endung -(e)s im Genitiv. Die Endung -es haben Substantive (meist einsilbige) auf z, x, s, ß: z. B.: des Blitzes, des Präfixes, des Kreises, des Fußes. Die Endung -es steht meist auch bei Substantiven mit der Affrikate pf, einem Zischlaut oder mehreren Konsonanten im Auslaut: des Zopfes, des Busches, des Bandes. Bei anderen einsilbigen Substantiven schwankt die Genitivendung: des Baums und des Baumes.

Einsilbige Substantive können im Dativ die Endung -e annehmen: dem Freunde, im Hause, am Tage, zum Lobe. Der Gebrauch des Dativ-e hängt weitgehend vom Wohllaut ab.

Im Nominativ und Akkusativ erhalten die Substantive der starken Deklination keine Kasusendung.

Stark dekliniert werden die meisten Maskulina und alle Neutra (ausgenommen das Wort „Herz“).

Deklinationstabelle

Kasus MaskulinaNeutra
Nom.der BaumDreherdas DorfDiktat
Gen.des Baum(e)sDrehersdes Dorf(e)sDiktats
Dat.dem Baum(e) Dreherdem Dorf(e) Diktat
Akk.den BaumDreherdas DorfDiktat

Merke: Fremdwörter auf -us nehmen im Genitiv keine Endung an: der Kommunismus — des Kommunismus, der Kursus — des Kursus, der Kasus — des Kasus.

§ 36. Die schwache Deklination. Das Kennzeichen der schwachen Deklination ist die Endung -(e)n in allen Fällen außer dem Nominativ. Schwäch werden nur Maskulina dekliniert. Die Maskulina der schwachen Deklination bezeichnen in der Regel Lebewesen (Personen und Tiere). Dazu gehören:

1. alle Maskulina auf -e: der Affe, Bote, Bude, Bursche, Erbe, Falke, Genösse; Geselle, Hase, Junge, Knabe, Löwe, Neffe, Rabe, Riese, Schurke, Schütze, Sklave, Zeuge u. a.;

2. einsilbige Maskulina, die früher ein -e im Auslaut hatten: der Ahn, Bär, Fürst, Graf, Herr, Held, Hirt, Mensch, Mohr, Narr, Ochs, Prinz, Spatz, Tor, Zar u. a.

Bei den Substantiven Bauer, Nachbar, Oberst, Untertan, Vetter schwankt die Deklination: des Bauern und des Bauers; dem Bauern und dem Bauer, den Bauern und den Bauer; des Obersten und des Oberst usw. Das Wort Herr, bekommt die Deklinationsendung -n (nicht -en);

3. Fremdwörter auf -ant, -ar(e) (nur Völkernamen),-at, -ent, -et, -graph, -ist, -it, -nom, -og(e), -ot, -soph sowie einige andere: der Aspirant, Bulgare, Soldat, Student, Athlet, Photograph (Fotograf), Aktivist, Bandit, Agronom, Pädagog(e), Patriot, Philosoph, Architekt, Barbar, Kalif, Kamerad, Titan(e), Tyrann, Vasall;

4. auch folgende Fremdwörter, die unbelebte Dinge bezeichnen: der Brilliant, Diamant, Foliant, Automat, Komet, Konsonant, Obelisk, Paragraph, Planet, Quotient, Telegraph (Telegraf). Beim Substantiv Nerv schwankt die Deklination: des Nerven und des Nervs.

Deklinationstabelle

Nom.der JungeMenschHerrAktivist
Gen.des Junge-nMensch-enHerr-nAktivist-en
Dat.dem Junge-nMensch-enHerr-nAktivist-en
Akk.den Junge-nMensch-enHerr-nAktivist-en

§ 37. Ein Sonderfall der Deklination (der sogenannte Übergangstyp). Einige Maskulina auf -e weisen in ihrer Deklination Merkmale der starken und der schwachen Deklination auf. Sie haben im Genitiv die Endung -ns, im Dativ und Akkusativ die Endung -n. Das sind: der Buchstabe, Friede, Funke, Gedanke, Glaube, Name, Same, Wille.

Nom. der Name
Gen. des Name-ns
Dat. dem Name-n
Akk.den Name-n

Diese Substantive (außer „der Buchstabe“) haben im Nominativ Parallelformen auf -e und auf -en: der Friede — der Frieden, der Funke — der Funken, der Glaube — der Glauben. Bei Gedanke, Name, Wille tritt der Nominativ auf -n selten auf. Ebenso wird auch das Neutrum Herz dekliniert, nur daß dessen Akkusativ mit dem Nominativ übereinstimmt:

Nom. das Herz
Gen. des Herz-ens
Dat. dem Herz-en
Akk. das Herz

§ 38. Die Deklination der Feminina. Die Deklination der Feminina ist durch das Fehlen der Kasusendungen gekennzeichnet.

Deklinationstabelle

Nom.die FrauTafelUniversität
Gen. der FrauTafelUniversität
Dat. der FrauTafelUniversität
Akk. die FrauTafelUniversität

Die Eigennamen

§ 39. Die Eigennamen bezeichnen ein bestimmtes Einzelnes. Dazu gehören:

1. Personennamen, Vor- und Familiennamen: Paul, Olga, Schiller, Schmidt;

2. geographische Namen (Städte-, Orts- und Ländernamen, Benennungen der Erdteile, der Berge, Flüsse, Meere, Seen, Straßen, Plätze u. a.): Moskau, die Krim, Thüringen, die Sowjetunion, Europa, die Alpen, die Oder, das Schwarze Meer, der Ladogasee, die Goethestraße, der Platz des Friedens;

3. andere Eigennamen (Benennungen von literarischen Werken, Zeitungen, Gestirnen u. a.): der „Abschied“ von J. R. Becher, die „Junge Welt“, der Saturn.

Die Eigennamen weichen in ihrer Deklination von den übrigen Substantiven ab.

Die Deklination der Eigennamen

§ 40. Die Personennamen (Vor- und Familiennamen) werden meistens ohne Artikel gebraucht und bekommen nur im Genitiv eine Endung, nämlich die Endung -s.

In Erwins Kopf verhallte das letzte Echo: „Schluß!“ (A. Seghers)

Als Emmis Bruder dreimal statt zweimal gepfiffen hatte, war ihm selbst die Angst in die Knochen gefahren. (A.( Seghers)

Christines Hände waren breit und rauh... (J. R. Becher)

Lenore hatte noch nie Livens Handschrift gesehen. (A. Seghers)

Er trat an das Bett des kleinen Kranken und legte ihm ein dickes Buch in den Schoß: „Grimms Märchen“... (W. Bredel)

In den übrigen Kasus bleiben die Personennamen unverändert.

Er sagte zu Franz: „Das wenigstens kann uns niemand nehmen.“ (A. Seghers)

Carl hatte Frieda wiederholt zu einem Abendausgang einladen wollen... (W. Bredel)

Durch Paul Papke und Carl Brenten bekam der Verein ein völlig neues Gesicht. (W. Bredel)

Statt des Genitivs steht häufig die präpositionale Wendung mit von.

Er schlüpfte im Rücken von Martin in einen Torbogen. (A. Seghers)

Was er jetzt in die Finger bekam, war ohne Zweifel ein Gruß von Paul. (A. Seghers)

Man gebraucht zuweilen die Personennamen mit dem bestimmten Artikel, um den Kasus oder das Geschlecht (manchmal beides) zu bezeichnen, besonders oft in der Umgangssprache mit familiärem Beiklang. In diesem Falle bekommt der Eigenname auch im Genitiv keine Endung.

Er sagte: „Sie sind doch die Frau von dem Hermann?“ (A. Seghers)

Die Rüscher seufzte still in sich hinein. (W. Bredel)

So verlief der Rüscher Alltag. (W. Bredel)

Aus ihren Aussagen war die Flucht des Heisler bis gestern Mittag entnehmbar, woraus auf seinen weiteren Weg zu schließen war. (A. Seghers)

§ 41. Männliche Personennamen, die auf einen Zischlaut (s, ß, x, z) ausgehen, bekommen die Genitivendung -ens (das gilt besonders für Vornamen) oder werden mit der Präposition von gebraucht.

Er ging nachlässig und ungleichmäßig, während Hansens schlanke Beine in den schwarzen Strümpfen so elastisch und taktfest einherschritten... (Th. Mann)

So eifrig auch Marx-Biographen nach Marxens Prager Freund und Gastgeber Max Oppenheim geforscht haben, sie fanden nicht einmal die Adresse. (E. E. Kisch)

Erstaunlich, wie Timm die Werke von Marx kannte... (W. Bredel)

Bei diesen Personennamen verwendet man zur Kennzeichnung des Genitivs zuweilen auch den Apostroph.

Schilling fingerte an Hans Gürtelschnalle. (A. Seghers)

Denn dieser andere Band... war 1889 erschienen, also mehr als zwölf Jahre nach Marx letztem Besuch in Böhmen. (E. E. Kisch)

Das feste rote Gesicht Castricius’ verzog sich wieder in zahllose Fältchen... (A. Seghers)

Auch weibliche Vornamen auf -e können die Genitivendung -ens annehmen. (Vgl. auch § 40.)

Hans... zog an Mariens Schopf, der hell aus der Decke heraussah. (A. Seghers)

... der Abend in Emiliens Hofzimmer verursache ihm dieselben Unkosten wie ein Abend in einem ordentlichen gepflegten Haus... (A. Seghers)

§ 42. Namen aus fremden Sprachen (meist griechische und lateinische auf -s) werden im allgemeinen nicht verändert und stehen dann mit dem bestimmten Artikel.

„Der Ring des Polykrates“ von F. Schiller.

Cäsar läßt dem Antonius ausrichten, er werde nicht in den Senat gehen. (B. Brecht)

Sein Pferd anhaltend, erkannte er den Sokrates in ihm... (B. Brecht)

In den Ecken standen Büsten des Aristophanes, des Moliere, des Voltaire und des Hausherrn. (L. Feuchtwanger)

Dagegen habe ich an den Novellen des Cervantes einen wahren Schatz gefunden... (J. W. Goethe)

§ 43. Von zwei oder mehreren Namen einer Person bekommt nur der letzte die Genitivendung: Friedrich Schillers Balladen — die Balladen Friedrich Schillers. Auch: die Balladen von Friedrich Schiller. „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von J. W. Goethe.

Carl Brentens Selbstbewußtsein wuchs an diesem Abend ungeheuer. (W. Bredel)

Ambrust bewohnte das große Zimmer in Frieda Brentens Wohnung... (W. Bredel)

Man erlaube mir, in einer kurzen Übersicht den siegreichen Marsch Gustav Adolfs zu verfolgen... (F. Schiller)

Familiennamen mit einer Präposition werden in der Regel dekliniert: die Opern Carl Maria von Webers.

Dieter von Eckstädts hageres, eckiges Gesicht war jetzt bis auf ein ganz feines, zynisches Lächeln wieder beherrscht. (F. Erpenbeck)

§ 44. Wenn beim Personennamen ein Attribut steht (außer wenn es ein adjektivisches Pronomen ist), so wird er mit dem bestimmten Artikel gebraucht; im Genitiv bekommt der Personenname meist keine Endung.

Man versicherte den kleinen Johann, daß dieser Mann ihm viel Gutes tue... (Th. Mann)

Thomas Buddenbrook war in seinem Herzen nicht einverstanden mit dem Wesen und der Entwicklung des kleinen Johann. (Th. Mann)

Der Sohn des alten Wilhelm Liebknecht... , Karl Liebknecht, kandidierte in Potsdam... (W. Bredel)

Des alten Hardekopfs Tränen waren Tränen der Freude... (W. Bredel)

Um einen Ton bleicher ist das Gesicht dieses Wallau geworden... (A. Seghers)

§ 45. Falls vor dem Eigennamen noch ein Gattungsname (Titel, Berufs- oder Verwandtschaftsbezeichnung) als Apposition gebraucht wird, so kann sowohl der Eigenname als auch der Gattungsname als Träger der Endung auftreten.

Hierbei sind zwei Fälle zu unterscheiden:

a) stellt der Gattungsname mit dem Artikel (bzw. mit einem Pronomen), so bekommt er die Genitivendung, und der Eigenname bleibt endungslos;

Das Ansehen des Chauffeurs Gustav Becker war in der Küche gestiegen... (A. Seghers)

Dann wurde ihm klar, daß ihn der Bursche des Hauptmanns Kashevnikow aufgeweckt hatte. (A. Seghers)

Seit jenem ersten Besuch ihres Bruders Emil und seiner Frau hatte sie nichts mehr von den beiden gehört... (W. Bredel)

b) steht aber der Gattungsname ohne Artikel, so bekommter keine Endung, und der Eigenname wird dekliniert.

Marie händigte ihr die Stücke aus, die sie für Tante Emiliens Werkstatt zu nähen pflegte. (A. Seghers)

Durch Dusels Tod war der „Sturz“ Professor Waldvogels... hinausgezögert worden. (J. R. Becher).

Die Substantive Genosse, Kollege und Herr vor Eigennamen werden auch im artikellosen Gebrauch dekliniert:

„Ich glaube, ich handle richtig, wenn ich Kollegen Sinder Gelegenheit gebe, darauf zu erwidern...“ (W. Bredel)

Manchmal fand der Unterricht in Herrn Pfühls Hause statt. (Th. Mann)

Manche Substantive, gebraucht man als Apposition zum Eigennamen meist ohne Artikel. Das sind: Professor, Doktor, Direktor, Lehrer, Kapitän, Marschall, Fräulein, Frau u. a.

Von Direktor Förtsch bekam ich ein Buch... (J. R. Becher)

... Fräulein Klärchens Stimme gebot Frieden. (J. R. Becher)

§ 46. Wenn ein Substantiv, ein Adjektiv oder ein Ordnungszahlwort nach dem Eigennamen steht und mit diesem eine begriffliche Einheit bildet, so wird es ebenfalls dekliniert.

Die einzige Erbin Karls des Kühnen, Maria, ... beschäftigte jetzt die Erwartung der ganzen damaligen Welt. (F. Schiller)

Höher war die österreichische Macht nie gestanden, als nach dem Siege Karls des Fünften bei Mühlberg. (F. Schiller)

Bei seinem Sohn und Nachfolger Philipp dem Zweiten vereinigte sich eine mönchische Erziehung mit einem despotischen finstern Charakter... (F. Schiller)

§ 47. In der Deklination der Personennamen kommt die Tendenz der deutschen Sprache zur Monoflexion zum Ausdruck, d. h. die Tendenz, die mehrmalige Bezeichnung von Kasus und Geschlecht zu vermeiden. Als Träger der Endung können verschiedene Glieder der Substantivgruppe auftreten, vgl.: Pauls Bücher, die Bücher des kleinen Paul, Friedrich Schillers Balladen. In der ersten Wortgruppe tritt der Vorname als Träger der Endung auf, in der zweiten der bestimmte Artikel, in der dritten der Familienname.

§ 48. Geographische Eigennamen. Die meisten Städte- und Ländernamen, auch die Benennungen der Inseln, Halbinseln und Erdteile sind sächlichen Geschlechts und werden artikellos gebraucht. In der Deklination weisen sie viel Ähnlichkeit mit der Deklination der Personennamen auf. Gleich diesen erhalten sie die Genitivendung -s und bleiben in allen anderen Kasus unverändert.

...Moskaus Stimme vernahmen rund um den Erdball die Menschen in allen Breitengraden. (W. Bredel)

In diesem Sommer tobten auf den Feldern und in den Städten Frankreichs, Belgiens und Hollands blutige Schlachten. (W. Bredel)

Nur ab und zu war von dem „Auswanderer“ die Rede. Der befand sich in Java. (J. R. Becher)

... man kehrte nach Haiti zurück, um sich auszuruhen... (A. Seghers)

Statt des Genitivs kann die präpositionale Wendung mit von gebraucht werden.

... aber das Volk von Madrid verweigerte ihnen den Zutritt.... (W. Bredel)

Wenn der Eigenname auf einen Zischlaut ausgeht, so kommt nur die präpositionale Wendung mit von in Frage.

Anderntags zogen die Bürger von Paris auf die Plätze ihrer Stadt. (W. Bredel)

Anmerkung. Auf die Frage wo? gebraucht man die geographischen Namen sächlichen Geschlechts mit der Präposition in, auf die Frage wohin? mit der Präposition nach.

Und aus Berlin? Was tut sie in Berlin? Wie kommt sie nach Berlin? (Th. Mann)

§ 49. Wenn bei den obengenannten geographischen Namen ein Attribut steht, werden sie mit dem bestimmten Artikel gebraucht. Im Genitiv bekommen sie die Endung -s oder bleiben endungslos. Neuerdings setzt sich immer mehr der Gebrauch des Genitiv-s durch, besonders bei Ländernamen.

In Scharen strömten aus allen Teilen Deutschlands Touristen herbei, die noch einmal die „Romantik“ des alten Hamburg genießen wollten. (W. Bredel)

Thälmann, das war für sie der Begriff des anderen, des brüderlichen Deutschlands, des Deutschlands von Marx und Engels, Goethe und Schiller... (W. Bredel)

§ 50. Die Adjektive ganz und halb werden mit Städte- und Ländernamen sowie mit Benennungen von Kontinenten meist in. der Kurzform gebraucht; der geographische Name steht dann artikellos.

Er war mit dem Herrn durch ganz Europa gezogen, von der Westfront nach Galizien, von Ostpreußen auf den Balkan. (A. Seghers)

Ganz Berlin, wird es morgen in den Zeitungen heißen, war gekommen, Sophienburg einzuweihen. (L. Feuchtwanger)

§ 51. Die Orts- und Ländernamen weiblichen und männlichen Geschlechts sowie die Namen der Berge, Flüsse, Seen u. a. werden mit dem Artikel gebraucht und wie Gattungsnamen dekliniert.

Ich kann nicht umhin, hier ebenfalls anzudeuten: daß der Oberharz, jener Teil des Harzes, den ich bis zum Anfang des Ilsetals beschrieben habe, bei weitem keinen so erfreulichen Anblick... gewährt... (H. Heine)

Auf dem Rhein tuteten die Nebelhörner. (A. Seghers)

Männlich bzw. weiblich sind folgende Orts- und Ländernamen: der Iran (auch: Iran), der Irak (auch: Irak), der Kaukasus, die Sowjetunion, die Krim, die Ukraine, die Arktis, die Schweiz, die Normandie, die Pfalz, die Mongolei, die Tschechoslowakei, die Türkei.

Merke folgende geographische Namen:

Namen von Flüssen: Die Angara, die Newa, die Wolga, die Dwina, die Moskwa, die Desna, die Lena, die Oka, die Donau, die Oder, die Elbe, die Seine, die Themse, die Weser, die Spree, die Wisla, der Amu-Darja, der Don, der Amur, der Dnepr, der Jenissei, der Ob, der Rhein, der Main, der Neckar, der Nil, der Kongo, der Mississippi, der Ganges; Namen von Seen: der Baikal(see), der Ladogasee, der Onegasee, der Aralsee, der Genfer See, der Bodensee; Namen von Bergen: der Kaukasus, der Elbrus, der Kasbek, der Altai, der Ural, der Harz, der Brocken, der Vesuv, die Alpen, die Karpaten, die Apenninen, die Pyrenäen, die Sudeten, die Vogesen.

§ 52. Titel von Büchern, Filmen, Zeitungen, Benennungen von Gestirnen, Schiffen usw. stehen mit dem Artikel und bekommen im Genitiv meist keine Endung.

Als ich den Aufsatz über Heinrich Mann vorbereitete, lag mir die Erstausgabe des „Untertan“ vor. (R. Leonhard)

Walter erinnerte sich an ein Wort von Karl Marx im „Achzehnten Brumaire“... (W. Bredel)

Die schöne Laune... führte sie eines Abends in den Lohengrin. (H. Mann)

Otto wandte den Blick vom Fluß und sah zu den Sternen hinauf. „Das ist die Venus“, sagte er, auf einen flimmernden Stern weisend. (W. Bredel)

Aber auch:

„Im Zeichen des Saturns, da passiert immer was.“ (A. Seghers)

Der Titel bleibt unverändert, wenn ein Gattungsname davorsteht.

Doch er hatte... die Komödie „Der Barbier von Sevilla“ unlängst erst im Theatre Francais gesehen... (L. Feuchtwanger)

Er ... schiffte sich... am 23. August auf dem Dampfboot „Neptun“ nach England ein. (W. Joho)

Bedeutung und Gebrauch der Kasus

§ 53. Jeder Kasus hat bestimmte grammatische (syntaktische) Funktionen. Dabei ist für jeden Kasus irgendeine dieser Funktionen die wichtigste.

Den Nominativ nennt man zum Unterschied von den übrigen Kasus den geraden Kasus (lat. casus rectus), die übrigen drei Kasus heißen die obliquen Kasus (lat. casus obliqui). Die obliquen Kasus werden mit und ohne Präpositionen gebraucht. Die Bedeutung des Kasus tritt jedoch am klarsten zutage, wenn er im Satz ohne Präposition steht. Mit einer Präposition gebraucht, kann der Kasus seine selbständige Bedeutung zum Teil oder völlig einbüßen.

§ 54. Der Nominativ ist die Ausgangsform des Substantivs, die dazu dient, ein Ding zu nennen (Nennfall). Der Nominativ ist der einzige Kasus, der satzbildend auftreten kann.

Atemlose Stille, verzweifelte Herzen. (H. Fallada)

Ein Spätsommerabend Ende August. Ein warmer, wunderbarer Abend am Hafen. (F. Wolf)

Die wichtigste Funktion des Nominativs ist es, der Kasus für das Subjekt des Satzes zu sein.

Auf einmal war der Sommer wieder da. (O. M. Graf)

Die Verwundeten wurden in eine der Baracken gebracht. (E. M. Remarque)

Der Nominativ wird außerdem noch gebraucht:

1. als Teil des nominalen Prädikats (Prädikativ);

Das mittelalterliche Pfahlbürgertum und der kleine Bauernstand waren die Vorläufer der modernen Bourgeoisie. (K. Marx/F. Engels)

Er ist ein sehr alter Mann... (H. Fallada)

2. als Anrede.

Da wird die Tür aufgerissen: „Guten Abend, Mutter.“ Frau Polanski schaut ihren Sohn an.... (E. E. Kisch)

„Was studieren Sie denn, junger Mann?“ fragte sie. (H. Mann)

„Haben Sie Lust, mich in den Garten zu begleiten, Herr Friedemann?“ Er antwortete: „Mit Vergnügen, gnädige Frau.“ (Th. Mann)

§ 55. Der Genitiv ist der Kasus des Attributs. In dieser Funktion bezeichnet er ein Merkmal, eine Eigenschaft, eine Zugehörigkeit usw.

Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte... (F. Engels)

Eine Gruppe junger Leute bildete die Reisegesellschaft des ersten Verdecks... (Th. Mann)

Unter dem Schild am Hause seiner Eltern steckte ein Brief. (E. M. Remarque)

Außer dieser seiner Hauptfunktion wird der Genitiv im Satz noch gebraucht:

1. als Objekt bei manchen Verben und prädikativen Adjektiven;

Ich gedenke oft des Tages, an dem ich das Meer zum ersten Male erblickte. (Th. Mann)

So hatte man sie doch nicht vergessen, die Partei hatte sich ihrer erinnert. (B. Uhse)

... der Rittmeister war seiner Sache sicher. (H. Fallada)

2. als Adverbialbestimmung der Art und Weise und der Zeit.;

Und sicheren, unerschütterlichen Schrittes... verschwindet er um die Hausecke. (H. Fallada)

Als er eines Sommernachmittags einsam vor der Stadt auf dem Walle spazierenging, vernahm er hinter einem Jasminstrauch ein Flüstern... (Th. Mann)

3. als prädikatives Attribut;

Ruhigen Herzens legte sie sich zeitig nieder und schlief rasch ein. (B. Uhse)

Schweren Herzens trittst du die Heimkehr an, auf die du schweren Herzens so lange mit Geduld und Zähigkeit gewartet hast. (B. Uhse)

Anmerkung. Als Adverbialbestimmung der Art und Weise und als prädikatives Attribut hat das Substantiv im Genitiv stets ein attributives Adjektiv bei sich (s. §§ 263 u. 273).

4. als Prädikativ;

Verlasse mich jeder, der trocknen Herzens, trockner Augen ist! (J. W. Goethe)

Der Sieg war des Feindes. (Th. Mann)

„Ich war von jeher der Meinung, ich muß mich mit meinen Leuten im Guten stellen.“ (A. Seghers)

5. als Subjekt (selten).

Der Worte sind genug gewechselt, |Laßt mich auch endlich Taten sehn! (J. W. Goethe)

Die Straße ist lang, der Häuser sind viele... (J. Petersen)

§ 56. Der Dativ ist der Kasus des indirekten Objekts. Er bezeichnet meist die Person, für die der Vorgang bestimmt oder auf die er gerichtet ist.

...Georg wußte damals bereits, daß nur der Tod ihm helfen konnte. (A. Seghers)

Eines Abends begegnete er wieder dem jungen Bettler, der ihm sogleich folgte. (B. Brecht)

„Lieber Franz, ... sei mir nicht bös.“ (A. Seghers)

Neben dem abhängigen Dativobjekt unterscheidet man noch einen Dativ, der mit dem Prädikat nur sehr schwach oder gar nicht verbunden ist. Im letzteren Fall kann man nicht von Rektion sprechen, hier handelt es sich eher um eine Anschließung (s. § 241).

Solch ein Dativobjekt bezeichnet:

1. die Anteilnahme einer Person an einem Vorgang; es wird meist durch das Personalpronomen mir ausgedrückt und kann auch ausgelassen werden, ohne daß sich dadurch der Inhalt der Aussage wesentlich verändert;

„Ich muß jetzt Ordnung auf dem Hof haben, sonst kommen mir noch die Kinder an den Bettelstab.“ (A. Seghers)

„Daß es mir aber keine Streitereien mit der Mathilde gibt—!“ (H. Fallada)

„Ich muß meinen Knopf suchen. Er ist mir unters Sofa gerollt...“ (J. R. Becher)

2. das Zugehörigkeitsverhältnis zwischen dem Subjekt bzw. Akkusativobjekt des Satzes einerseits und dem Satzglied im Dativ anderseits. Das Subjekt bzw. das Akkusativobjekt bezeichnet dabei einen Körper oder Gesichtsteil, eine Eigenschaft, ein Ding usw., die zur Person oder der Person gehören.

Wie man den Mann auf einmal brachte, wurden der Frau die Knie weich. (A. Seghers)

... die Tränen rannen ihr über das runzlige Gesicht. (E. Claudius)

Frau Hardekopf bleiben vor Überraschung und Staunen die Worte in der Kehle stecken. (W. Bredel)

Sie wusch sich am Teich das Gesicht im kühlen Wasser... (H. Fallada)

Eine besondere Abart des Dativobjekts bildet das Pronomen sich bei manchen transitiven Verben: sich etwas ansehen, merken, notieren, überlegen u. a.

Wolfgang sah sich alles genau an. (B. Kellermann)

Die alte Frau hörte sich das alles ganz geduldig an... (H. Fallada)

§ 57. Der Akkusativ ist der Kasus des direkten Objekts. Er bezeichnet ein Ding, auf das sich die Handlung erstreckt oder das als ihr Ergebnis entsteht. Es steht nur bei transitiven Verben.

„Niemand wird Sie da unten scheel ansehen...“ (B. Kellermann)

Er schrieb einen Brief an Vater und Mutter.... (H. Mann)

Einige transitive Verben verlangen zwei Akkusativobjekte: lehren, nennen, schelten, kosten, schimpfen.

Oft rieten mir Freunde und Kritiker, mich nicht selbst einen Reporter und meine Produkte nicht Reportagen zu nennen... (E. E. Kisch)

Auf ähnliche Weise lehrte er mich auch die neuere Geschichte. (H. Heine)

Ich behauptete, er hätte es nicht wiedergegeben, und schimpfte ihn einen Dieb. (J. R. Becher)

Der Akkusativ tritt zuweilen bei manchen intransitiven Verben auf: bittere Tränen weinen, Galopp reiten, den Heldentod sterben, einen tiefen Schlaf schlafen, ein lautes Lachen lachen. Man nennt ihn den Akkusativ des Inhalts. Dieser Akkusativ hat einen adverbialen Charakter, denn das Substantiv im Akkusativ dient dazu, den Vorgang zu konkretisieren. Substantiv und Verb sind stets sinnverwandte Wörter, oft sind sie auch noch stammverwandt.

Rosalie starb einen milden Tod, betrauert von allen, die sie kannten. (Th. Mann)

Peter Röhl lacht ein leises, warmes Lachen und schlendert weiter... (F. Erpenbeck)

Sie dachte noch einzelne Gedanken, obwohl ihr Herz schon verödet war. (A. Seghers)

Der Akkusativ bei einigen prädikativ oder attributiv gebrauchten Adjektiven (hoch, lang, breit, schwer, tief, alt, weit) bezeichnet das Maß. In diesem Fall tritt er im Satz als Adverbialbestimmung des Maßes auf (s. § 280).

Als er sieben Jahre alt war, ward er zur Schule geschickt... (Th. Mann)

Seit seiner Einlieferung ins Stadthaus sitzt Heinrich Torsten in einer Box... Sie sind... nicht größer als gewöhnliche Spinde, einen halben Meter breit und eine Kleinigkeit tiefer. (W. Bredel)

Der Akkusativ kann temporale und lokale Bedeutung haben. In diesem Fall tritt er im Satz als Adverbialbestimmung der Zeit bzw. des Ortes auf (s. auch §§ 271 u. 272).

Er hatte den ganzen Tag nach einem Zimmer gesucht... (E. M. Remarque)

Er sah sie einen Augenblick vollkommen abwesend an, bevor er antwortete. (Th. Mann)

Hartinger begleitete mich ein Stück, wir gingen unseren alten Schulweg. (J. R. Becher)

Gleich würde er die Treppen hinuntersteigen, um mit dem Rittmeister aufs Land zu fahren. (H. Fallada)

Der Akkusativ wird zuweilen in abgesonderten Wortgruppen gebraucht, die im Satz als prädikatives Attribut oder als Adverbialbestimmung der Art und Weise auftreten (s. §§ 263 u. 273). Dieser Akkusativ ist von keinem Wort in der Wortgruppe grammatisch abhängig, man nennt ihn daher den absoluten Akkusativ (accusativus absolutus).

Förster Kniebusch geht langsam durch das Dorf Neulohe, den Vorstehhund an der Leine. (H. Fallada)

Er drehte sich scharf um, Mißtrauen und Furcht im Gesicht. (H. Fallada)

Er lag da, das Gesicht im Grase, betäubt, außer sich... (Th. Mann)

Anmerkung. Die russische Sprache kennt keinen absoluten Akkusativ. Im Russischen entsprechen ihm meist präpositionale Wendungen oder Wortgruppen mit dem Adverbialpartizip (деепричастный оборот). Vgl.:

Der junge Schwarzkopf schritt, in seinem grauen Filzhut, sein Buch in der Hand, neben ihr her und betrachtete sie manchmal von der Seite. (Th. Mann) Молодой Шварцкопф, в серой фетровой шляпе, с книгой под мышкой, шагал рядом и время от времени искоса на нее поглядывал.*
Sie hatte eine Abscheu vor dem Bombenkeller... Aber dann ging sie doch, in der einen Hand den Koffer, in der anderen die Wolldecke. (W. Bredel) Она чувствовала отвращение к бомбоубежищу... Но она все же пошла, в одной руке неся чемодан, в другой — шерстяное одеяло.

*Die russische Übersetzung der Beispiele ist meist den entsprechenden, in der UdSSR übersetzten Werken entnommen.

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Vorwort
Einleitung
Morphologie
Die grammatischen Formen des Wortes
Kapitel I. Die Wortarten
Kapitel II. Das Substantiv
Kapitel III. Der Artikel
Kapitel IV. Das Adjektiv
Kapitel V. Das Pronomen
Kapitel VI. Das Numerale
Kapitel VII. Das Verb
Kapitel VIII. Das Adverb
Kapitel IX. Das Modalwort
Kapitel X. Die Präposition
Kapitel XI. Die Konjunktion
Kapitel XII. Die Partikel
Kapitel XIII. Die Interjektion
Syntax
Kapitel I. Der Satz
Kapitel II. Die Wortgruppen
Kapitel III. Die Hauptglieder des Satzes
Kapitel IV. Die Nebenglieder des Satzes
Kapitel V. Die gleichartigen Satzglieder
Kapitel VI. Schwankungsfälle bei der Bestimmung von Satzgliedern
Kapitel VII. Die Absonderung
Kapitel VIII. Die Wortfolge (Wortstellung) im einfachen erweiterten Satz
Kapitel IX. Die Anrede
Kapitel X. Der zusammengesetzte Satz
Kapitel XI. Die Zeichensetzung
Anhang
A. Vokalkürze und Vokallänge
B. Die Bezeichnung gleicher oder ähnlicher laute durch verschiedene Buchstaben
C. Die Anfangsbuchstaben
D. Die Schreibung von Fremdwörtern
E. Die Silbentrennung
Quellennachweis zu den belegen


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