Артефакт

Kapitel IV. Das Adjectiv

§ 76. Das Adjektiv ist eine Wortart, die Merkmale, vor allem Eigenschaften eines Dinges, bezeichnet. Der Bedeutung nach unterscheidet man qualitative und relative Adjektive.

Die qualitativen Adjektive bezeichnen verschiedene physische Eigenschaften: Maß (groß, klein, schmal, lang), Gewicht (leicht, schwer), Alter (jung, alt), Farbe (rot, grün) und manche anderen (heiß, zornig, kalt, sauber, schmutzig, blind, feucht usw.), auch innere Eigenschaften (gut, müde, stolz, klug, zornig, sparsam). Die qualitativen Adjektive sind meist Stammwörter.

Die relativen Adjektive nennen Eigenschaften von Dingen durch deren mannigfaltige Beziehungen zu anderen Dingen. So bezeichnen sie den Stoff, woraus ein Ding gemacht ist (silbern, wollen, eisern), kennzeichnen ein Ding in bezug auf Zeit oder Ort (jetzig, jährlich, hiesig, Hamburger) oder drücken verschiedene andere Eigenschaften aus (bäuerlich, städtisch, elektrisch, vorfristig, tierisch). Die relativen Adjektive sind abgeleitete Wörter.

Die Grenze zwischen qualitativen und relativen Adjektiven ist fließend. So kann ein Adjektiv bald relativ, bald qualitativ sein; das hängt von der Bedeutung des Beziehungswortes ab (d. h. eines Substantivs, das durch ein Attribut näher bestimmt wird): ... Ihr goldnes Geschmeide blitzet, | Sie kämmt ihr goldenes Haar. | Sie kämmt es mit goldenem Kamme... (H. Heine) Im ersten und dritten Fall ist golden ein relatives Adjektiv, im zweiten ein qualitatives.

Im Vergleich zur russischen Sprache sind die relativen Adjektive im Deutschen weniger verbreitet. Das hängt aufs engste damit zusammen, daß die Zusammensetzung in der deutschen Sprache sehr verbreitet ist; sehr oft entspricht einer Substantivgruppe mit einem relativen Adjektiv im Russischen ein zusammengesetztes Substantiv im Deutschen. Vgl.: полевой цветок — Feldblume; детская книга — Kinderbuch; спортивное общество — Sportverein.

Die russische Sprache kennt außerdem noch eine besondere Gruppe von relativen Adjektiven, die sogenannten possessiven Adjektive притяжательные прилагательные; sie werden aus Personenbenennungen und Personennamen gebildet. Solchen attributiv gebrauchten Adjektiven entspricht im Deutschen ein Genitivattribut. Vgl.: дедушкин дом — das Haus des Großvaters; мамин платок — das Tuch der Mutter, Ирина кукла — Iras Puppe.

Ähnliche relative Adjektive gibt es auch im Deutschen, sie werden aber nur von Familiennamen gebildet.

Kugelmann ist nach Erhalt des letzten Marxschen Billetts sofort aus Hannover abgereist... (E. E. Kisch)

Zuerst wurde die neue Brentensche Wohnung von beiden Frauen gereinigt... (W. Bredel)

Das Adjektiv tritt im Satz in zwei Formen auf: in der Kurzform und in der flektierbaren Form. Die Kurzform ist dem prädikativen Gebrauch eigen, die flektierbare Form dem attributiven. Die Kurzform des Adjektivs verändert sich nicht, dadurch unterscheidet sie sich von der Kurzform des Adjektivs im Russischen, vgl.: ich bin gesund — я здоров, здорова, wir sind jung — мы молоды.

Das Adjektiv hat folgende grammatische Kategorien: Kasus, Geschlecht und Zahl. Sie sind aber nicht absolut wie beim Substantiv, sondern relativ, denn das Adjektiv richtet sich in Kasus, Geschlecht und Zahl nach dem Beziehungswort. Außerdem ist vielen Adjektiven eine absolute grammatische Kategorie eigen: die grammatische Kategorie der Steigerung (s. § 85).

Die Deklination der Adjektive

§ 77. Man unterscheidet beim Adjektiv zwei Deklinationsarten: die schwache (oder nominale) und die starke (oder pronominale Deklination). Es kommt auch vor, daß das Adjektiv in den einen Kasus schwach, in den anderen stark dekliniert wird.

Die schwache (oder nominale) Deklination. Wenn vor dem Adjektiv der bestimmte Artikel oder ein Pronomen mit der Endung des bestimmten Artikels steht (dieser, jeder, jener u. a.), so bekommt das Adjektiv in allen Kasus und in beiden Zahlen die Endung -en. Nur im Nominativ Singular aller drei Geschlechter und im Akkusativ der Feminina und Neutra hat es die Endung -e. Die schwache Deklination der Adjektive stimmt völlig mit der schwachen Deklination der Substantive überein. Man nennt sie deshalb substantivische oder nominale Deklination. Vgl.:

Nom. der kleine Knabe
Gen. des kleinen Knaben
Dat. dem kleinen Knaben
Akk. den kleinen Knaben

Deklinationsmuster

Singular
M. F. N.
Nom. der große Plan die große Aufgabe das große Land
Gen. des großen Plans der großen Aufgabe des großen Landes
Dat. dem großen Plan der großen Aufgabe dem großen Land
Akk. den großen Plan die große Aufgabe das große Land

 

Plural
Nom. die großen Pläne, Aufgaben, Länder
Gen. der großen Pläne, Aufgaben, Länder
Dat. den großen Plänen, Aufgaben, Ländern
Akk. die großen Pläne, Aufgaben, Länder

Sie sehen ihn vor sich, den frischen und ernsten Jungen im blauen Hemd... (W. Pollatschek)

Es flattern die seidenen Banner des befreiten Chinas, es kommen die leidgeprüften, tapferen Kämpfer aus Korea... (W. Pollatschek)

§ 78. Die starke (oder pronominale) Deklination. Steht vor dem Adjektiv weder Artikel noch Pronomen, so stimmen die Endungen des Adjektivs in allen Kasus des Singulars und des Plurals mit den entsprechenden Formen des bestimmten Artikels bzw. Demonstrativpronomens überein, mit Ausnahme des Genitivs Singular der Maskulina und Neutra, wo das Adjektiv die Endung -en erhält. Die starke Deklination des Adjektivs wird daher auch pronominale Deklination genannt. Vgl.:

Nom. der, dieser guter
Dat. dem, diesem gutem
Akk. den, diesen guten
aber: Gen. des, dieses guten

Deklinationsmuster

  Singular Plural
M. F. N.  
Nom. alter Wein große Liebe reines Öl reine Öle
Gen. alten Weines großer Liebe reinen Öles reiner Öle
Dat. altem Wein großer Liebe reinem Öl reinen Ölen
Akk. alten Wein große Liebe reines Öl reine Öle

Hans liest mit sehr kräftiger Stimme... (W. Pollatschek)

Nach halbstünIdigem Wandern kam man aus dem Tannendunkel in eine frische Buchenwaldung... (Th. Storm)

§ 79. Wenn vor dem Adjektiv der unbestimmte Artikel, ein Possessivpronomen bzw. das Pronomen „kein“ steht, so bekommt dag Adjektiv im Nominativ Singular aller drei Geschlechter und im Akkusativ Singular der Feminina und Neutra die Endungen der starken Deklination, in den übrigen Kasus die Endungen der schwachen Deklination.

Der unbestimmte Artikel hat keinen Plural, daher wird das Adjektiv im Plural stark dekliniert (s. § 78); nach den Possessivpronomen und nach „kein“ aber schwach (s. § 77).

Deklinationsmuster

  Singular
M. F.
Nom. ein (mein, kein) großer Tisch eine (deine) große Lampe
Gen. eines (meines, keines) großen Tisches einer (deiner) großen Lampe
Dat. einem (meinem, keinem) großen Tisch einer (deiner) großen Lampe
Akk. einen (meinen, keinen) großen Tisch eine (deine) große Lampe

 

N.
Nom. ein (unser) großes Zimmer
Gen. eines (unseres) großen Zimmers
Dat. einem (unserem) großen Zimmer
Akk. ein (unser) großes Zimmer

Durch eine hohe Glastür trat man... auf den Hof hinaus... (Th. Mann)

Bald trat die anmutige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm. (Th. Storm)

Um den Hals trug sie ein rotseidenes Tüchelchen... (Th. Storm)

Später einmal werden diese Worte ihres jungen Helden im Herzen Ortruds leben wie ein Testament. (W. Pollatschek)

Hell ist das Lächeln der jungen, verliebten Mutter, wie sie spielerisch auf ihren Kleinen schaut, auf seine Händchen, sein Naschen, seine lieben, dummen, aufmerksamen Augen. (W. Pollatschek)

„Komm, Elisabeth“, sagte Reinhard, „ich weiß einen Erdbeerenschlag; du sollst kein trockenes Brot essen.“ (Th. Storm)

Justus Kroger... war kein sehr glücklicher Mensch. (Th. Mann)

§ 80. Adjektive, die nicht deklinierbar sind. Es gibt Adjektive, die nicht dekliniert werden können. Das sind:

1. Adjektive fremden Ursprungs, meist Farbenbezeichnungen: rosa, lila, prima;

Die rosa und weißen Kerzen der großen Kastanie gegenüber standen unbeweglich in der warmen Luft. (St. Hermlin)

Ein prima Lehrer, der dicke Rochwitz. (W. Bredel)

2. Adjektive auf -er, die von geographischen Namen gebildet sind.

Die Girondisten hatten verbreitet, die Marseiller Freiwilligen hätten das Vaterland gerettet... (W. Bredel)

Aber die Patrioten des Pariser Gemeinderates waren wachsam. (W. Bredel)

§ 81. Einzelne Fälle der Deklination.

a) Nach alle und meist auch nach beide und sämtliche wird das Adjektiv schwach dekliniert.

Er unterstützte alle nationalen Vereine... (O. M. Graf)

..., hätte er die Verbindung beider richtigen Behauptungen herstellen müssen... (R. Leonhard)

Sämtliche als revolutionär bekannten Arbeiter wurden entlassen... (W. Bredel)

Aber auch:

...— was rettet sie beide alte Leute dann vor dem Verhungern —?! (H. Fallada)

b) Nach mancher, solcher, welcher wird das Adjektiv im Singular schwach dekliniert, im Plural aber schwach oder stark; die schwache Deklination setzt sich immer mehr durch.

Er hatte schon manches wichtige Wort solcher Gespräche aufgefangen... (W. Bredel)

...denn Ihr wißt nicht, ...um welches allerliebste Zusammentreffen es sich dabei handelt. (Th, Mann)

Sie spürt manche starken Kräfte in sich... (W. Joho)

„Ah, welch seltsame Früchte“, ruft sie... (W. Joho)

„Unterlaß jetzt solche gefährlichen Abenteuer!“ (J. R. Becher)

Gewaltig erschien mir der Mensch im Erfinden solcher für das Leben nützlicher Schwindeleien. (J. R. Becher)

c) Nach Kardinalzahlen und nach den unbestimmten Numeralien einige, etliche, mehrere, viele wird das Adjektiv stark dekliniert.

Zum Frühstück erhält jetzt ein jeder von euch zwei trockene Wecken... (Th. Storm)

...es sind... Arbeiter. Viele junge Leute darunter. (W. Bredel)

„Ich möchte Ihnen noch die Liste einiger wichtiger Dinge mitgeben...“, sagte er... (F. Erpenbeck)

Durch eine hohe Glastür trat man über einige ganz flache, befahrbare Stufen auf den Hof hinaus... (Th. Mann)

„Wir beide haben... gemeinsam mehrere richtige Werkzeichnungen hergestellt.“ (F. Erpenbeck)

d) Wenn vordem Adjektiv ein Personalpronomen steht, so hat das Adjektiv im Nominativ Singular eine starke Form, in den übrigen Kasus schwankt die Deklination.

Oleg, ...du junger, kühner Held der Sowietunion. (W. Pollatschek)

Nach wir und ihr tritt vorwiegend die schwache Form auf.

Wir alten Kämpfer... (H. Zimmer)

e) Wenn einem attributiven Adjektiv ein Genitivattribut vorausgeht, so wird das Adjektiv stark dekliniert, denn das Beziehungswort steht dann ohne Artikel (s. § 73).

...und über geräumigen Kellern erwuchs... Thomas Buddenbrooks neues Haus. (Th. Mann)

Er fand nicht seinen Blick; denn Hannos lange, goldbraune Wimpern hatten sich tief ... gesenkt. (Th. Mann)

In Ortruds kleinem Zimmer sind die jungen Freunde zusammen zur Hochzeitsfeier. (W. Pollatschek)

Doktor Grabow aber, ein Mann vom Alter des Konsuls, zwischen dessen spärlichem Backenbart ein langes, gutes und mildes Gesicht lächelte, betrachtete die Kuchen... (Th. Mann)

§ 82. Bei der Deklination der Adjektive auf -el (edel, übel, eitel) fällt das -e aus; auch bei den Adjektiven auf -en (offen, golden, seiden) und -er (düster, bitter, mager) fällt manchmal das -e des Auslauts oder der Endung aus.

„Ja, auch das edle braune Roß hat Xaver mit in seinen schmählichen Fall herabgezogen. (J. R. Becher)

„Schon begannen die Leute mich anzustaunen“, berichtete Janko mit eitler Miene. (B. Kellermann)

Goldnes kühles Herbstlicht lag über dem Land... (A. Seghers)

„Nun, das ist ja schön“, versetzte die Fremde und tauschte einen heitern Achtungsblick mit ihrer Tochter... (Th. Mann)

§ 83. Wenn vor einem Substantiv mehrere Adjektive stehen, so bekommen alle Adjektive die gleiche Endung.

Er verbeugte sich, und ein einmütiger, begeisterter Beifall brach los. (Th. Mann)

Pastor Wunderlich langte an, ein untersetzter alter Herr in langem, schwarzem Rock, mit gepudertem Haar und einem weißen, behaglich lustigen Gesicht, in dem ein Paar grauer, munterer Augen blinzelten. (Th. Mann)

Schlichte, herzliche Worte spricht der Standesbeamte zu Ortrud und Philipp. (W. Pollatschek)

§ 84. Zusammenfassung. Das flektierbare Adjektiv ist ein Bestandteil der Substantivgruppe. In der Gruppe des Substantivs tritt die Tendenz der deutschen Sprache zur Monoflexion zutage, d. h. die Tendenz, die mehrmalige Bezeichnung von Kasus, Geschlecht und Zahl zu vermeiden (s. § 47). Wenn daher vor dem Adjektiv ein Begleitwort (Artikel bzw. Pronomen) steht, das als Träger der Endung auftritt und Kasus, Geschlecht und Zahl angibt, so wird das Adjektiv schwach dekliniert. Steht vor dem Adjektiv kein solches oder überhaupt kein Begleitwort, so wird das Adjektiv stark dekliniert. Es tritt somit als Träger der Endung auf, vgl.:

...wenn sein hübscher kleiner Wagen auf der Straße erschien, blickten die Leute ihm mit Interesse und Erwartung nach. (Th. Mann)

Der Herbst kam, graues Gemäuer stürzte zu Schutt zusammen, und über geräumigen Kellern erwuchs ... Thomas Buddenbrooks neues Haus. (Th. Mann)

Ein kleiner Trupp Soldaten trat vor. (W. Bredel)

... und Marcel marschierte mit der siegreichen republikanischen Armee an den Rhein. (W. Bredel)

Es waren französische Wachtsoldaten. (W. Bredel)

Die Komparationsstufen (Steigerungsstufen)

§ 85. Man unterscheidet beim deutschen Adjektiv (ebenso wie beim russischen) zwei Steigerungsstufen: den Komparativ (Mehrstufe) und den Superlativ (Meist- oder Höchststufe). Die Grundform heißt der Positiv (Grundstufe).

Der Komparativ wird aus dem Positiv mit dem Suffix -(e)r gebildet; heiß — heißer, böse — böser. Die Adjektive auf -er, -el, -en verlieren dabei meist das -e: dunkel — dunkler, sauer — saurer, offen — off(e)ner.

Der Superlativ wird aus dem Positiv mit dem Suffix -(e)st gebildet und steht meist mit dem bestimmten Artikel (s. §. 65): schön — der schönste, böse — der böseste; neu — der neu(e)ste.

Das Suffix -est haben die Adjektive auf -d, -t, -s, , -sch, -z: mild — der mildeste; frisch — der frischeste. Aber: groß — der größte.

Außerdem bildet man den Superlativ auch mit der Partikel am und dem Suffix -(e)sten; diese Form ist unflektierbar: heiß — am heißesten; böse — am bösesten; neu — am neu(e)sten.

Einsilbige Adjektive mit dem Stammvokal a, o, u erhalten bei der Steigerung den Umlaut: lang — länger — am längsten, groß — größer — am größten, kurz — kürzer — am kürzesten.

Ohne Umlaut bleiben die Adjektive: a) mit dem Diphthong au: laut, faul, schlau u. a.: laut — lauter — am lautesten; b) auf -el, -er, -en, -bar, -sam, -halt, -ig, -lich, -e (d. h. die zwei- und mehrsilbigen): dunkel, munter, offen, furchtbar, folgsam, nahrhaft, schuldig, stattlich, gerade u. a.; c) die einsilbigen Adjektive: blank, brav, bunt, froh, falsch, flach, hohl, kahl, klar, knapp, matt, platt, plump, rasch, roh, sanft, satt, schlaff, schlank, starr, stolz, stumpf, toll, voll, wahr, zahm, zart: rasch — rascher — am raschesten, voll — voller — am vollsten, plump — plumper — am plumpsten.

Bei manchen Adjektiven stehen die Formen mit und ohne Umlaut gleichberechtigt nebeneinander. Das sind: bang, blaß, fromm, gesund, glatt, karg, naß, schmal: gesund — gesünder und gesunder.

Einige Adjektive bilden die Steigerungsstufen unregelmäßig. Die Adjektive nah und hoch weisen die Veränderung des Stammkonsonanten auf: nah — näher — am nächsten; hoch — höher — am höchsten. Das Adjektiv gut bildet die Steigerungsstufen suppletiv (s. § 6): gut — besser — am besten. Vgl. mit dem Russischen: хороший — лучший.

Komparationsfähig sind nur qualitative Adjektive: schön — schöner — am schönsten. Einige qualitative Adjektive lassen ihrer Bedeutung nach keine Steigerung zu: blind, stumm, taub, tot, rund u. a. Auch die unflektierbaren Adjektive gehören dazu: rosa, lila, prima u. a.

§ 86. Die Bedeutung der Komparationsstufen. Der Komparativ gibt an, daß einem Ding eine Eigenschaft in höherem Grade eigen ist als einem bzw. mehreren anderen oder als demselben Ding unter anderen Umständen.

Die Frau war noch bleicher als sonst und ernst. (A. Seghers).

„Das war stärker als alles andere —„ (A. Seghers)

Merke: Bei einem Vergleich steht nach dem Positiv die Konjunktion wie, nach dem Komparativ als.

„...und vor mir stand ’ne Frau so alt wie ich...“ (E. Claudius)

Der ältere, Paul, war viel zärtlicher als sein Vater... (A. Seghers)

Der Superlativ bezeichnet beim Vergleich den höchsten Grad der Steigerung.

Und sein Kranz war unleugbar der kostbarste von allen. (W. Bredel)

Die Bedeutung des Komparativs und des Superlativs kann durch lexikalische Mittel verstärkt werden.

Zur Verstärkung des Komparativs dienen die Adverbien viel, weit, bedeutend u. a.

Er zählte jetzt dreiunddreißig Jahre, aber er sah weit älter aus. (Th. Mann)

Obgleich Klothilde Buddenbrook nicht viel älter war als ihre verheiratete Cousine, ... begann ihr langes Gesicht bereit scharfe Linien zu zeigen... (Th. Mann)

Der Superlativ wird durch aller verstärkt, das mit dem Adjektiv eine Zusammensetzung bildet, ferner durch weit, weitaus, bei weitem:

...denn Ihr wißt nicht, ... um welches allerliebste Zusammentreffen es sich dabei handelt. (Th. Mann)

Hartinger, der weitaus Beste der Klasse, mußte in der Volksschule bleiben. (J. R. Becher)

Zur Abschwächung des Komparativs gebraucht man etwas, ein wenig usw.

Dann war das etwas dünnere, um eine Hoffnung ärmere Leben, das gewöhnliche Leben geworden. (A. Seghers)

Manchmal drücken der Komparativ und der Superlativ keinen Vergleich aus, sondern haben eine absolute Bedeutung: ein älterer Mann (пожилой человек), ein längerer Spazier gang (длительная прогулка).

Ein längerer gemeinsamer Spaziergang ... führte uns in den Allheimer Forst... (J. R. Becher)

Der Superlativ bezeichnet im absoluten Gebrauch einen sehr hohen Grad der betreffenden Eigenschaft. Der absolute Superlativ heißt der Elativ.

Unter den Gefangenen im Lager herrscht größte Aufregung. (W. Bredel)

„Bestellt, teuerste Mama, alles bestellt!“ antwortete Herr Grünlich. (Th. Mann)

Vgl. mit dem Russischen: чистейшая ложь, строжайший выговор, злейший враг.

Anmerkung. Der Elativ kann mit dem unbestimmten Artikel oder artikellos gebraucht werden (s. § 73).

Um einen sehr hohen Grad der Eigenschaft zu bezeichnen, gebraucht man auch zusammengesetzte Adjektive: grundehrlich, federleicht, sonnenklar, steinalt, steinhart, stockdunkel, überschlank u. a. m.

Sie war steinalt geworden... (Th. Mann)

Der Gebrauch des Adjektivs im Satz

§ 87. Das Adjektiv wird im Satz attributiv und prädikativ sowie als prädikatives Attribut gebraucht. Das gilt auch für die Adjektive im Komparativ und Superlativ. Seinem Wesen entsprechend, steht das Adjektiv meist als Attribut bei einem Substantiv (attributiver Gebrauch). In diesem Falle richtet es sich in Geschlecht, Zahl und Kasus nach seinem Beziehungswort.

Diederich Heßling war ein weiches Kind... (H. Mann)

Doch Becker fuhr mit noch größerer Geschwindigkeit. (A. Seghers)

Ludwig und Hermine bewohnten das größte und schönste Zimmer bei Brentens... (W. Bredel)

Das Adjektiv als Attribut kann auch in der nichtdeklinierten Form (in der Kurzform) auftreten:

a) in stehenden Redewendungen und Sprichwörtern: auf gut Glück; sich lieb Kind machen; ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen; bar Geld lacht;

b) in dichterischer Sprache (meist vor Neutra im Nominativ oder Akkusativ), manchmal auch nachgestellt.

Und mit des Lorbeers muntern Zweigen | Bekränze dir dein festlich Haar! (F. Schiller)

„Und in ihren lieben Augen | Liegt mein unermeßlich Reich!“ (H. Heine)

Röslein rot. (J. W. Goethe)

Das Adjektiv als Attribut kann von seinem Beziehungswort abgesondert werden, dabei wird es dem Beziehungswort nachgestellt und tritt in der Kurzform oder in der flektierbaren Form auf.

Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, von Wäldern umgeben... (Th. Storm)

Es hatte Auseinandersetzungen gegeben, heftige, erbitterte sogar. (W. Bredel)

§ 88. Das Adjektiv kann auch Teil eines nominalen Prädikats sein (prädikativer Gebrauch). In diesem Falle bleibt es meist unverändert.

Marat war krank... (W. Bredel)

...es war dunkler geworden. (Th. Storm)

Der prädikative Superlativ wird entweder in der deklinierten Form (mit dem bestimmten Artikel) oder in der nichtdeklinierten Form mit am und dem Suffix -sten gebraucht.

Sie ist die hochbegabteste von allen... (F. Schiller)

Frühmorgens sei solch ein Ausflug am angenehmsten. (W. Bredel)

Im prädikativen Gebrauch wird das Adjektiv im Positiv manchmal auch dekliniert und steht dann mit dem Artikel. In diesem Fall bezeichnet es die Zugehörigkeit eines Dings zu einer bestimmten Gattung.

Sie wußten gut, daß sie zusammengehörten, ihr Schicksal war ein gemeinsames. (W. Bredel)

„Mein Kurs ist der richtige, ich führe euch herrlichen Tagen entgegen.“ (H. Mann)

Auch das Adjektiv im Komparativ kommt zuweilen im prädikativen Gebrauch in der flektierbaren Form vor; es bezeichnet dabei einen höheren (bzw. geringeren) Grad der Eigenschaft eines Dinges im Vergleich zu einem anderen Ding.

Er war der jüngere der beiden Söhne eines Großbauern... (W. Steinberg)

§ 89. Die meisten Adjektive lassen sowohl den prädikativen als auch den attributiven Gebrauch zu. Es gibt aber Adjektive, die nur attributiv gebraucht werden. Das sind:

a) Adjektive, die keine Kurzform haben: die heutige (gestrige, morgige, tägliche) Zeitung; die dortigen (hiesigen) Sitten; das linke (rechte) Ohr; die untere (obere) Stufe; ein anderer (besonderer) Fall u. a.;

b) relative Adjektive, die von Stoffnamen abgeleitet sind: golden, gläsern, eisern, hölzern, seiden, silbern, wollen u. a.;

Anmerkung. Im bildlichen, übertragenen Sinn gebraucht, werden diese Adjektive zu qualitativen und können auch prädikativ gebraucht werden.

Der Herbst war so golden, daß niemand sich vorstellen konnte, auch dieses Gold müßte abblättern. (A. Seghers)

c) die undeklinierbaren Adjektive: lila, rosa, Moskauer, u. a. (s. § 80).

Seine Gedanken waren bei Ernst Timm und den beiden Artikeln für die illegale „Hamburger Volkszeitung“. (W. Bredel)

Manche Adjektive werden nur prädikativ gebraucht. Dazu gehören angst, bange, bereit, eingedenk, feind, gewahr, gram, kund, leid, quitt, schade, schuld, untertan, zugetan u. a.

Jetzt war es Marie leid, daß sie ein dummes Weib war... (A. Segher)

„Sie sind schuld, Herr Assessor, daß es so gekommen ist!“ (H. Mann)

§ 90. Als prädikatives Attribut wird das Adjektiv in der Kurzform gebraucht (s. § 263).

Die Nacht kommt groß und blau durch die offenen Fenster. (E. M. Remarque)

Müde gehe ich schließlich nach Hause. (E. M. Remarque)

Die Substantivierung der Adjektive

§ 91. Die Adjektive lassen sich leicht substantivieren. Substantivierte Adjektive gebraucht man meist mit dem Artikel. Bezeichnet das substantivierte Adjektiv eine Person, so ist es männlichen bzw. weiblichen Geschlechts; sonst aber ist es sächlichen Geschlechts und hat meist abstrakte Bedeutung: der Alte, ein Alter, die Alte, eine Alte; das Neue, das Äußere, sein Äußeres. Aber: das Kleine, ein Junges (s. auch § 21).

Die substantivierten Adjektive werden nicht wie Substantive dekliniert, sondern behalten ihre adjektivische Deklination bei.

Deklinationsmuster

  Singular Plural
Nom. der Alte die Alte ein Deutscher dein Äußeres die Alten Deutsche
Gen. des Alten der Alten eines Deutschen deines Äußeren der Alten Deutscher
Dat. dem Alten der Alten einem Deutschen deinem Äußeren den Alten Deutschen
Akk. den Alten die Alte einen Deutschen deinem Äußeres die Alten Deutsche

Jean Meunier fragte den Fremden... (W. Bredel)

Der Kleinen kam das Weinen nahe. (Th. Storm)

Der Bürgermeister dankte dem Kranken für sein Zutrauen... (W. Hauff)

Klothilde war weitaus die Glücklichste von allen an diesem Abend... (Th. Mann)

...sie würde Ihnen vielleicht von Paganinis Äußerem einen Begriff verleihen. (H. Heine)

Paganinis Äußeres hatte sich ebenfalls.. verändert... (H. Heine)

Anmerkung. Manche Adjektive haben sich in regelrechte Substantive verwandelt und die substantivische Deklination angenommen: der Junge, der Oberst, das Grün, das Weiß, das Deutsch u. a. m.

Das Grün der Blätter ist eine Oase für die gepeinigten Augen. (W. Bredel)

Ein paar winzige Tännchen ... standen im saftigen Grün beim Quellbach... (L. Frank)

Der Flüchtling war noch keine achtzehn Jahre alt, ein frischer Junge mit einem guten Gesicht. (W. Bredel)

Nach etwas, alles, viel, nichts, einiges usw. ist das substantivierte Adjektiv sächlichen Geschlechts: etwas Schönes, viel Schönes, wenig Schönes, nichts Gutes, nichts Besseres, manch Gutes, einiges Gute, vieles Schöne, manches Schöne, alles Gute.

Etwas, viel, wenig, nichts, manch u. a. haben keine Endung, darum tritt das Adjektiv in der starken Form auf. Einiges, vieles, manches, alles u. a. haben eine Endung, darum tritt das Adjektiv in der schwachen Form auf. Hier kommt die Tendenz der deutschen Sprache zur Monoflexion deutlich zum Ausdruck.

...nun war es, als trete etwas Fremdes zwischen sie. (Th. Storm)

...sie war ihm auch der Ausdruck für alles Liebliche und Wunderbare seines aufgehenden Lebens. (Th. Storm)

Ihm ahnte nichts Gutes. (Th. Mann)

Anmerkung. Die Adjektive ander und möglich werden nach alles, etwas, nichts usw. nicht substantiviert und daher klein geschrieben: etwas anderes, vieles andere; nichts mögliches, einiges mögliche.

„Ich lese sie ja auch, wie Sie sehen, weil eben nichts anderes zur Hand ist.“ (Th. Mann)

Er erwartete plötzlich vom kommenden Tag alles mögliche... (A. Seghers)

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Vorwort
Einleitung
Morphologie
Die grammatischen Formen des Wortes
Kapitel I. Die Wortarten
Kapitel II. Das Substantiv
Kapitel III. Der Artikel
Kapitel IV. Das Adjektiv
Kapitel V. Das Pronomen
Kapitel VI. Das Numerale
Kapitel VII. Das Verb
Kapitel VIII. Das Adverb
Kapitel IX. Das Modalwort
Kapitel X. Die Präposition
Kapitel XI. Die Konjunktion
Kapitel XII. Die Partikel
Kapitel XIII. Die Interjektion
Syntax
Kapitel I. Der Satz
Kapitel II. Die Wortgruppen
Kapitel III. Die Hauptglieder des Satzes
Kapitel IV. Die Nebenglieder des Satzes
Kapitel V. Die gleichartigen Satzglieder
Kapitel VI. Schwankungsfälle bei der Bestimmung von Satzgliedern
Kapitel VII. Die Absonderung
Kapitel VIII. Die Wortfolge (Wortstellung) im einfachen erweiterten Satz
Kapitel IX. Die Anrede
Kapitel X. Der zusammengesetzte Satz
Kapitel XI. Die Zeichensetzung
Anhang
A. Vokalkürze und Vokallänge
B. Die Bezeichnung gleicher oder ähnlicher laute durch verschiedene Buchstaben
C. Die Anfangsbuchstaben
D. Die Schreibung von Fremdwörtern
E. Die Silbentrennung
Quellennachweis zu den belegen


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